Boykott oder nicht. Das ist hier nicht die Frage!
Als zum Boykott gegen das anstehende Montagsspiel aufgerufen wurde, begann man auch bei uns in Bremen das Thema wirklich wahrzunehmen. Zumindest deutete sich dies an, da plötzlich vermehrt in Foren und der Presse darübergeschrieben wurde. Dabei fiel jedoch auf, dass vielfach sachliche Diskussionen gar nicht erst entstanden, da gleich emotional drauf los gepöbelt wurde. Nicht selten wurde es dabei auch persönlich. Nur hilft uns das in dieser Situation weiter? In welcher Situation befinden wir uns eigentlich? Ist es nicht nur ein Montagsspiel?
Leider lässt sich sagen: Nein es ist nicht nur ein Montagsspiel. Was dieses Montagsspiel für viele der aktiven Fans bedeutet, konnten alle Interessierten bereits ausführlich auf den Homepages diverser Gruppen nachlesen.
Ganz sicher ist es erst einmal positiv zu bewerten, wenn im Netz oder in den Medien dieses Thema aufgegriffen wird. Dabei ließ sich jedoch auch feststellen, dass lediglich wenige Interessierte die Zusammenhänge verstanden hatten. Die Presse schien jedoch bis dato weit davon entfernt zu sein. Hier lag der Fokus traditionell lediglich auf der Story, mit der es gelingen sollte, die Leute emotional hinterm Ofen hervorzulocken. Dies gelang auch deswegen, weil man auf Recherche und tiefgreifende Einblicke verzichtete. Stattdessen wurde das „Pro Boykott“ mit einem „es ist verständlich, aber…“ schnell abgetan, um sich dann dem Thema des „unmöglichen Zeitpunktes“ zuzuwenden. Danach war es inhaltlich aber auch schon nicht mehr weiter interessant. Man merkte doch recht schnell, dass dem jeweiligen Autor die Fanseele doch sehr fremd zu sein scheint. Zumindest die der Aktiven, welche sich meist im Takt des Tages mit ihrem Verein und somit auch mit ihrer eigenen Identität in diesem beschäftigen.
Zuerst einmal muss man ein Engagement wie bspw. das „greenwhitewonderwall“ begrüßen, weil es sich aktiv mit der Unterstützung des Vereins befasst. Jeder der sich wirklich ehrlich für seinen Verein einsetzt, würde nicht verstehen, wenn man diesen Einsatz missbilligt, klein redet, dagegen pöbelt oder nicht unterstützt. Das ist auch nur verständlich und ein gutes Beispiel dafür, zu verstehen, dass diejenigen, die dieses Engagement auch noch regelmäßig ausüben, eben auch nicht bepöbelt, klein gehalten oder aber Unterstützung hierfür versagt bekommen wollen. Hier schließt sich so wunderschön ein Kreis, den viele gar nicht sehen wollen. Viele Redner nutzen lieber die Ansätze, welche, wie auch im aktuellen Fall des Montagsspiels und Boykottaufrufs, doch oft sehr verschieden sind, um Keile oder ähnliches zu treiben.
Dass dieses Montagsspiel bei vielen gerne zur Spaltung der Fans genutzt wird, ist so grotesk wie peinlich. Haben wir Fans allesamt doch mit Abstand die geringste Schuld daran, wo wir sportlich stehen und auch nicht daran, dass gerade dieses brisante und somit einschaltquoten- und zuschauerreiche Spiel auf eben diesen Montag fällt. Ob das ein Zufall ist, liebe DFL?
Nur warum hauen wir Fans dann aufeinander ein, als sei es jemand von uns, der dieses Dilemma zu verantworten hat? Sollte es nicht hierbei vielmehr so sein, dass man Verständnis füreinander aufbringt oder zumindest das jeweilige Vorgehen respektiert? Denn beide Vorgehensweisen haben ein gemeinsames Ziel: die Unterstützung des Vereins. Die Einen gehen ins Stadion, um ihren Verein jetzt die Unterstützung zukommen zu lassen. Die Anderen gehen nicht ins Stadion, um ein Zeichen gegen den Wahn der Verbände und für das langfristige Wohl des Vereins zu setzen.
Denn am Ende und das dürfte all denen bewusst sein, die hier nicht nur ihr Ego aufpolieren wollen, ist es für unseren Verein weder vorteilhaft in der zweiten Liga zu spielen, noch das zu verlieren, was die Liga und unseren Sport hierzulande ausmacht. Nämlich eine gewachsene Fankultur, die für alle wichtig ist. Sowohl für die aktiven Fans, die diese prägen und erhalten wollen, als auch für diejenigen die sich Woche für Woche davon mitreißen lassen wollen.
Werder braucht sportlich eine gesunde Basis, um den Verein, im Sinne aller, weiter zusammen halten zu können und sie brauchen weiterhin einen funktionierenden Teil des Vereins, der da heißt ,,die Fanszene“.
Die Ultras kämpfen Woche für Woche für Verein und Fankultur. Nur eben jetzt einmal nicht in der Kurve, sondern außerhalb. Diejenigen, die Montag ins Stadion gehen, kämpfen für das hier und jetzt, auf das wir sportlich und finanziell eine unmittelbare Zukunft haben mögen.
Hört sich für uns alles recht erstrebenswert an. Da fragen wir uns doch glatt ,,Wo bitte ist das Problem“? Es gibt keines! Und deswegen ist für uns auch nicht die Frage, ob Boykott ja oder nein.
Zusammenstehen ist gefragt. Nicht bildlich, sondern in der Sache. Daher rufen wir nicht zum Boykott auf – aber unterstützen diesen. Genauso unterstützen wir all diejenigen, welche ganz selbstlos nun unseren Verein zum Sieg singen wollen. Wir rufen aber dazu auf, das dämliche Pöbeln gegeneinander zu lassen und stattdessen mit dem Thema der Zerstörung des eigentlichen Wertes der Bundesligen, nämlich den fankulturell gewachsenen Fanszenen, tiefergehend zu befassen und dem Verursacher, in diesem Fall die DFL, hier klar und deutlich die Meinung zu geigen. Auch im Stadion!
Auch wenn es in Zukunft immer wieder zu unterschiedlichsten Auffassungen kommen kann und auch wird, so seid euch allen sicher, dass man zusammen doch mehr bewegt.
Das muss das Ziel sein. Dieses kann aber nur funktionieren, wenn (und das möchten wir allen Fans mit auf den Weg geben) unsere fankulturelle Basis als Ausgangspunkt dafür gilt.
Diese fankulturellen Werte sind es, auf die es ankommt, denn sie sind die einzigen, auf die sich unsere Unterstützung für den Verein stützt. An denen kann man sich orientieren und darauf lässt sich aufbauen. Wenn wir eines wissen, dann dass dir keiner sonst außerhalb der Fanszene auf die Schulter klopft oder für dich und deine Bedürfnisse als leidenschaftlicher Fan da ist.
Darum achtet darauf, dass ihr euch stets auf diese Werte bezieht und weiter ausbaut.
Dann klappt es am Ende auch mit unserem SVW!