Streiten oder nicht – das ist hier die Frage!?

Montag, 10. Februar 2014

Jüngst konnten wir es aus der Presse entnehmen. Wiesenhof und Werder verlängern ihre Geschäftsbeziehungen um weitere zwei Jahre.
Weitere zwei Jahre also, in der sich die Fangemeinde zu spalten scheint.
Viele qualifizierte, kritische und rein emotionale Aussagen durchzogen bereits in den vergangenen Jahren die Fanlandschaft. Die Einen konnten und wollten nicht an sich halten, die Anderen waren genervt von so vielen fußballfernen Diskussionen. Die Einen, weil sie die Skandale um diesen Betrieb in Puncto Moral nicht in Verbindung mit ihrem Verein gebracht haben wollten, die Anderen, weil die Welt und das Leben an sich schon kompliziert genug sind und es schließlich um Fußball und ums Geschäft geht.

Richtig! Richtig was? Beides ist vermutlich irgendwie richtig!

So können wir uns als Fanbündnis nun zu diesem Thema äußern oder es auch lassen. Gerecht werden können wir jedenfalls nicht beiden Parteien. Eine Meinung zu diesem komplexen Thema haben wir dennoch.

Diese zu äußern, fällt uns auch gar nicht schwer. Die Schwierigkeit liegt eher darin, sie so zu übermitteln, dass sie nachhaltig wirkt und nicht nur eure Zeit verschwendet.

Um es kurz zu machen: wir lehnen das Arrangement unseres Verein mit dieser Firma ab!

Dies lässt sich scheinbar leicht mit den Gegebenheiten begründen, welche bezüglich des Unternehmens Wiesenhof seit vielen Jahren regelmäßig öffentlich dargestellt und aufgedeckt werden.
Zwar muss sich auch jeder von uns in gewissen Situationen hinterfragen, ob er auch wirklich hinter seinen eigenen moralischen Werten immer zu 100% steht, denken aber, dass wir als Privatpersonen hier eine ganz gute Figur machen.
Dies sind aber nicht die einzigen Aspekte, die uns an der fragwürdigen Zusammenarbeit von Werder und Wiesenhof zweifeln lassen und die uns verbittern. Schon die Beziehungen zu KIK, betandwin/we win!/bwin und zur Citibank/So geht Bank heute/Targobank waren aus moralischer Sicht inakzeptabel. Auch andere Sponsoren überzeugten nicht gerade durch verantwortungsvolles Handeln.

Was jedoch darüber hinaus ganz erheblich und schwer im Magen liegt, ist etwas Anderes – um einmal den Pfad der Gerechtigkeit zu verlassen und uns wieder auf gewohnte Fanwege zu begeben.

Das Trikot eines Vereins ist eine recht heikle bis anbetungswürdige Sache. Viele brauchen stets das neueste. Auch ältere Exemplare sind gerne gesehen. Hauptsache, man trägt das W auf der Brust. Dafür zahlen wir heute im Schnitt 80€. Ein wirklicher Batzen Geld – über den Sinn, diesen für ein Stück Stoff, geschweige denn für 13 geschmolzene PET-Flaschen, auszugeben, lässt sich nun wieder streiten. Dies tun wir aber an dieser Stelle nicht.

Das Objekt der Begierde nun aber mit einem Logo eines Unternehmens zu akzeptieren, dem man kritisch bis feindlich gegenüber steht, ist dann noch einmal eine andere Nummer. Fügt man hinzu, dass zusätzlich auch noch für die Liga und den Sportausrüster geworben wird (der im Fall Nike ebenfalls – glaubt man den Recherchen diverser Medien – nicht gerade menschenfreundlich eingestellt ist), dann drängt sich heutzutage vielleicht immer mehr Fans der Gedanke auf, dass es unter diesen Umständen vielleicht doch gar nicht so cool ist, sich für viel Geld das W auf die Brust schneidern zu lassen.

Nun geht es in der Regel im Sport ja nicht mehr nur um den Sport selbst, sondern auch um das liebe Geld. Zwar lassen sich Erfolge immer noch nicht kaufen – der langfristige schon gar nicht –, wovon aber so einige Funktionäre bis heute noch nicht zu überzeugen sind. So eifern alle in geschäftmännischer Manier dem schnöden Mammon hinterher, als gäbe es kein Morgen mehr. Das dies so ist, ist unbestritten, doch es ist – und nun wird es interessant – ja nicht immer schlecht.
Ein Verein oder eine GmbH&CoKG aA o.ä. sind in den Profibereichen oft vielfach mit Menschen besetzt, deren Existenz meist vom sportlichen, mindestens aber vom wirtschaftlichen Erfolg abhängt. Diese Art der Verantwortung ist, das lässt sich nun mal nicht wegreden, auch eine Verantwortung.
Auch viele, vermutlich sogar zu viele Fans, fühlen sich sicherer und wohler, wenn auf dem Platz Stars stehen, die mit viel Geld möglichst lange für ihren Verein und damit ja auch irgendwie für sie selbst spielen. Da geht es uns hin und wieder ähnlich. Wir sind ja schließlich auch „nur“ Fußballfans.
Dass die Hatz nach den Millionen aber eben auch sozial und vor allem menschlich reihenweise zu Krisen, bis hin zur Zerstörung ganzer Gesellschaften und Lebensformen führt, kann man und sollte man aber auch nicht vergessen.

Was hat das alles noch mit Wiesenhof oder aber dem Trikotsponsor allgemein zu tun?
Viel, wenn man etwas hinter die Kulissen schaut. Wenig, wenn es einen nicht interessiert, was hinter dem Vorhang geschieht.

Wir jedenfalls, gönnen unserem Verein die Kohle, die sie damit scheffeln, um konkurrenzfähig zu bleiben. Wir erwarten aber auch von diesem, dass große Worte zum Thema „soziale Verantwortung“ nicht beim Festgeldkonto anfangen und dort auch aufhören.
Hohe Erwartungen, die wir alle vermutlich an uns selbst auch stellen. Der bloßen Verführung können wir jedoch vermutlich im Alltag auch nicht immer widerstehen.
Dennoch bleiben wir dabei. Wiesenhof ist – genau wie in der Vergangenheit beispielsweise KIK – für uns als Fan unseres Vereins inakzeptabel.

Das „Trikot“, welches wir in minderwertiger Qualität (wenn man diese mit der Qualität der Spielertrikots vergleicht) für schlappe 80€ erstehen und das wir obendrauf noch gratis für Ausrüster, Liga und für einen Sponsor, den man selbst arg kritisiert, zur Schau tragen, kann so nur an Bedeutung verlieren.
Die Vereine täten gut daran zu erkennen, dass die Interessen der Fans diesbezüglich in Zukunft mehr einbezogen werden sollten.

So wünschen wir uns von unserem eigenen Verein, beziehungsweise dessen Offiziellen, als ersten Schritt die Wiederherstellung der eigenen Handlungsfähigkeit in Bezug auf die Sponsorenwahl.
Wer weiß – vielleicht geht unser Verein in diesem Zusammenhang mittelfristig ähnlich verträgliche Wege, wie beim Erhalt der Identifikationsfaktoren „Stadionname“ und „Flutlichtmasten“. Das wäre ihm, und nicht zuletzt auch uns, doch zu wünschen.

In diesem Sinne,
Fanbündnis Bremen