Müssen wir um unseren Sport fürchten? Das Spiel mit den TV Verträgen

Sonntag, 22. Februar 2015

Der vor einigen Tagen abgeschlossene „Deal“ über den Verkauf der TV-Rechte für die Spielzeiten 2016 bis 2019 in der Premier League schlägt in Deutschland hohe Wellen. „Was haben wir damit zu tun, was die auf der Insel für wahnsinnige Verträge machen?“, könnte man sich fragen.

Ganz absurd ist die Diskussion zwar nicht, die von einigen aus der DFL und von den Vereinsspitzen geführt wird und sich darauf bezieht, ob in Zukunft noch Top-Spieler in der Bundesliga gehalten werden können. Dennoch muss auch hier eine Diskussion erwartet werden dürfen, in der nicht nur nackte Zahlen sondern auch die Fans mit einbezogen werden und somit auch der Sport im Vordergrund steht. Diese Diskussion würde nämlich viele interessante Aspekte aufzeigen, welche die Rechnung vieler Manager, wonach das Geld die Tore schießt, infrage stellen würde. Dass diese Redewendung nicht der Wahrheit entspricht, beweist unser Nordrivale uns ja schließlich immer wieder. Gerade diese Manager sind es aber, die nun lauthals „unpopuläre Maßnahmen“ fordern.

Dass die englische Premier League schon seit einigen Jahren die mit Abstand meisten Einnahmen aus der TV Vermarktung im In- und Ausland generiert, beweisen beispielsweise die Zahlen aus der Saison 2009/2010. Hierbei lag die Premier League (England) mit Einnahmen von 1270 Millionen Euro, die Serie A (Italien) mit 915 Millionen Euro und die Ligue 1 (Frankreich) mit 607 Millionen Euro vor der Bundesliga (Deutschland) mit 506 Millionen Euro. Lediglich die Primera Division (Spanien) lag damals mit Einnahmen von 436 Millionen Euro noch darunter.

Daran und an den Entwicklungen der Jahre danach bis heute, lässt sich erkennen, dass die Kluft zwischen Bundesliga und Premier League bezüglich der Vermarktungsgelder schon lange enorm ist und die Engländer schon seit einigen Jahren die mit Abstand höchst dotierten TV-Verträge innehaben. Dies ist also kein Grund, in panischen Aktionismus zu verfallen.

Denn dass damit der Erfolg garantiert ist, hat die Vergangenheit nicht in dem Maße bewiesen, wie es die Einnahmen, die zusätzlich noch durch reiche Investoren aufgestockt werden, vermuten lassen würden. Deswegen können wir die in den Medien diskutierten „unpopulären Maßnahmen“, die u.a. Herr Seifert von der DFL ins Gespräch gebracht hat, schon jetzt als sehr kritisch ansehen.

Schließlich hat die deutsche Bundesliga sportlich gesehen im europäischen Vergleich in den letzten Jahren enorm aufgeholt und befindet sich mittlerweile auf Platz 3 der „5-Jahreswertung“, mit steigender Tendenz – auch ohne wahnsinnige Geschäftsmodelle wie sie in England, Italien oder Spanien vorzufinden sind. Insbesondere ist bei diesem Vergleich zu betrachten, dass nicht nur die blanken sportlichen Leistungen überzeugen – und dies trotz der finanziellen Schere, welche auch hierzulande zwischen den Top Clubs und den „kleineren Vereinen“ ersichtlich ist und bedauerlicherweise auch immer weiter auseinander geht. Auch die Investitionen in Sportstätten und Infrastruktur sowie die Förderung des Nachwuchsfußballs durch die deutschen Vereine sind im Vergleich hier als positiv hervorzuheben.

Dazu kommt, dass man als Fan in England vielfach nicht mal mehr die komplizierten Konstrukte aus Investoren etc. in seinem eigenen Verein durchblickt. Dadurch und durch einen hohen Anteil an Fremdbestimmung, welche daraus meist hervorgeht, und die hieraus resultierenden, häufig katastrophalen Folgen, sinkt die Identifikation mit dem Verein. Und zwar so sehr, dass hierdurch wiederum massive Auswirkungen auf die Stimmung in den Stadion zu erkennen sind. Auch dieses Phänomen zeigen uns die Engländer Spiel für Spiel. Und Hand aufs Herz: trotz Millionen aus TV Vermarktungen, von Investoren und aus Kartenverkäufen sind viele der Clubs darüberhinaus hoch verschuldet.
Während sich die Stadien hier in Deutschland noch größten Zustroms erfreuen und die Preise zumindest im Vergleich human erscheinen, sind die Ränge in anderen europäischen Ligen überwiegend überschaubar belegt und die Stimmung in den Kurven nahezu miserabel.
Oft genug betonen heimische Spieler, es sei das Gesamtpaket, das ihre Entscheidung pro Bundesliga ausfallen lässt. Und da spielt eben auch die gute Stimmung in den deutschen Stadien eine Rolle.

Aus der Sicht von heutigen Managern, die oft nur nach kurzfristigen Ergebnissen streben, ist der Wunsch nach Millionen aus einem Mega-TV-Deal und damit der Vorstoß des DFL Vorsitzenden Seifert zwar nachvollziehbar. Aus der Sicht von uns Fans aber, die auch die Langfristigkeit betrachten und für die der Fußball als sportlicher und nicht als finanzieller Wettstreit im Vordergrund steht, ist dieser Vorstoß jedenfalls nicht zu akzeptieren.

Wo sollen die Maßnahmen hinführen? Zu vollends fanunfreundlichen Spieltagen von Freitag bis Montag, oder gar Dienstag? Zu Anstoßzeiten von 12:00 Uhr bis 22:00 Uhr, damit keine zwei Spiele parallel stattfinden und dadurch die TV-Verträge attraktiver ausfallen, da Bundesliga Fußball rund um die Uhr geboten werden kann? Zu einem Pay-TV-Zwang, weil nicht mal mehr Zusammenfassungen im Free-TV gezeigt werden? Oder doch ganz anders gedacht: Zur Aufhebung der 50+1 Regel, damit Investoren die „nötigen“ Millionen in die Vereine stecken und dadurch sozusagen zu Inhabern aufsteigen können? Oder zur Generierung von angeblich fehlenden Millionen durch das Verhökern von – für uns Fans – so wichtigen Identifikationsmerkmalen wie beispielsweise die Stadionnamen?

Für uns ist klar: die DFL und all unsere Manager tun gut daran zu erkennen, welche Dinge es sind, die die Ligen zu dem machen, was sie sind. Alle ausländischen Ligen beneiden uns darum. Wir sollten nicht zulassen, dass auch hierzulande nur das liebe Geld regiert und die eigentlichen Werte in den Hintergrund geraten. Die Entwicklung der Vergangenheit vom Fan hin zum Kunden und TV Konsumenten sowie die immer weiter ausgeprägte VIP-Kultur geht schon jetzt zu weit. Und die Haltung „höher, schneller, immer besser um jeden Preis“ lehnen wir als Fanbündnis entschieden ab. Die Fankultur und der eigentliche Sportgedanke geht hierbei immer weiter verloren. Dagegen gilt es zu kämpfen, um den eigentlichen Gedanken des Sports zu erhalten.

Dass die Bundesliga konkurrenzfähig ist, haben die letzten Jahre gezeigt, im europäischen Vergleich ist sie bestens aufgestellt. Auch der Weltmeistertitel zeigt, dass der deutsche Fußball auf einem weltklasse Niveau ist. Wir sind uns sicher, dass sie auch ohne unpopuläre Maßnahmen der DFL und Vereinsbosse weiterhin konkurrenzfähig bleiben wird!

Darum seid kritisch und bleibt mit uns am Ball!

Fanbündnis Bremen

Zur weiteren Information könnt ihr euch auf den folgenden Seiten umschauen:

http://www.unsere-kurve.de/cms/pages/posts/weitere-aufsplittung-von-spieltagen-ist-fanunfreundlich-und-inakzeptabel147.php

http://www.profans.de/allgemein/offener-brief-an-den-geschaeftsfuehrer-der-dfl

http://www.sueddeutsche.de/sport/mega-vertrag-der-premier-league-bundesliga-diskutiert-unpopulaere-massnahmen-1.2346502